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Skandal Sexkaufverbot Deutschland – Politik von gestern für 2024

    Letzte Aktualisierung des Artikels am 27. April 2024

    Verschiedene Personen, Vereine und Organisationen setzen sich mit großer Vehemenz zum Schutz der Frauen ein, die in der Prostitution tätig sind.

    So richtig das ist, so gehen die Meinungen über den geeigneten Weg dahin teils heftig auseinander. Woran liegt das?

    Die Diskussionen sind ideologisch aufgeladen.

    Gesellschaftliche Stigmatisierung der Menschen, die diese Dienstleistung anbieten.

    Gleichsetzung von Prostitution und Zwangsprostitution.

    Stereotype Ressentiments gegenüber Sexarbeiterinnen aber auch den Kunden.

    Fehlen rudimentärster Fakten und wissenschaftlicher Studien doch dafür umso mehr effekthaschende Deutungen.

    Sex sollte stets im Konsens und respektvoll stattfinden und im besten Fall für alle Beteiligten etwas Schönes sein. Macht das Zahlen eines Honorars für ein Treffen automatisch diese Aspekte zunichte? Was sind die Argumente für und gegen ein Sexkaufverbot gemäß dem sogenannten Nordischen Modell?

    In diesem Artikel versuche ich einen rationalen Diskussionsbeitrag zum Sexkaufverbot in Deutschland zu präsentieren.

    Stigmatisierung der Sexarbeit mit langer Geschichte

    Prostitution gibt es bereits seit hunderten wenn nicht sogar seit tausenden von Jahren. Fraglich bleibt es zwar, ob es tatsächlich das „älteste Gewerbe der Welt“ ist. Doch die Befriedigung grundlegender Bedürfnisse wie körperlicher Nähe, Intimität und Sex gegen ein Honorar ist eine logische Entwicklung.

    Ein Artikel der Zeitschrift National Geograhic beschreibt gelungen die wechselhafte Sicht auf die Prostitution. Beginnend als angesehene Tätigkeit in der Antike, da Sexualität als etwas Natürliches und somit nicht Schädliches betrachtet wurde.

    Im Mittelalter entwickelte sich die Sexualität über die Einflüsse der christlichen Kirchen generell zu einem heiklen Thema, welches vielfach mit Tabus, Verboten und rigider Moral belegt war. Immerhin startet die Geschichte der Nacktheit mit dem Sündenfall. So polarisierte der menschliche Körper immer mehr und erotische Reize führten zu verschämtem Wegblicken. Sexarbeiterinnen mussten teils besondere Kleidung tragen, waren vom Bürgerrecht ausgeschlossen und waren anfällig für Körperverletzungen, Vergewaltigungen und/oder Betrug. 

    Diesem Weg weiter folgend wurden die Repressalien gegenüber Prostituierten im Deutschen Kaiserreich stark angezogen. Ihre Tätigkeit wurde als „gewerbsmäßige Unzucht“ beschrieben, sie wurden der sittenpolizeilichen Aufsicht unterstellt und sie durften ihre Dienstleistung nur noch in ausgewiesenen Bereichen ausüben. So wurde gewährleistet, dass sie mit dem „anständigen“ Teil der Gesellschaft kaum in Berührung kamen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Prostitution letztlich als sittenwidrig erklärt.

    Auffällig ist neben der zunehmenden moralischen Erhebung über die Prostituierten als „liederliche Weibspersonen“ dass

    • ihre Dienstleistungen stets nachgefragt wurden,
    • sie gut genug waren um Steuern/Abgaben zu zahlen,
    • staatliche Reglementierungen stets zu Ausweichreaktionen ins Verborgene führten,
    • „Frauenwirte“ daher kräftig mitverdienten, da sie die geschwächte Position der Prostituierten ausnutzen
    • und Sexarbeitende stets besonders gefährdet waren, wenn ihre Dienstleistung illegal war. 

    In Deutschland ist die Prostitution nun seit geraumer Zeit wieder legal, wenn sie freiwillig und von volljährigen Personen ausgeübt wird. Mit der Einführung des Prostituiertengesetzes im Jahr 2002 gilt sie allerdings erst als nicht mehr sittenwidrig.

    Die tradierten gesellschaftlichen Vorurteile und ein teils getrübter Blick auf die Natürlichkeit von Sexualität beschweren dennoch häufig die Diskussion.

    So ist derzeit eine konservative Strömung zu erkennen, die den freien Umgang mit Sexualität grundsätzlich problematisiert.

    Reißerische Aussagen zum Sexkaufverbot Deutschland manipulieren die Wahrnehmung

    Der historische Blick auf die Prostitution macht deutlich, dass viele Vorbehalte und Sichtweisen auf diese Profession eine tiefliegende Wurzel haben.

    So mag sich teils die Aussage von Bundeskanzler Scholz im März 2023 erklären: „Ich finde es nicht akzeptabel, wenn Männer Frauen kaufen. Das ist etwas, was mich moralisch immer empört hat.“

    Natürlich wird keine Frau gekauft, sondern lediglich die Dienstleistung bzw. gemeinsame Zeit miteinander honoriert. Als Kunde kauft man sich auch keine Friseurin oder den Fliesenleger, wenn man diesen beauftragt. Gleichwohl müssen auch diese Berufe mit teils pampiger Klientel agieren.

    Stereotype und gängige Klischees verfangen in der Diskussion zum Sexkaufverbot Deutschland offensichtlich schnell und einfach.

    Beispiel für Moralische Panik

    „Hunderttausende Frauen in der Zwangsprostitution werden unter erbärmlichen Umständen gegen Gebühr billig gekauft, benutzt und erfahren Gewalt. Ihre Körper werden behandelt wie Ware. Sie haben dreißig Vergewaltiger am Tag.“

    Wen schaudert es nicht, wenn er solche Meldungen liest und dazu traurige Bilder sieht? Und um es klar zu sagen: So etwas ist erbärmlich, widerlich und darf keinen Platz in unserer Gesellschaft haben. Aber das sind Straftaten, die nicht Teil der legalen Prostitution sind und bereits heute verboten sind!

    Stimmungen sind so dennoch schnell erzeugt.

    Mit der innerlich aufsteigenden Empörung trübt sich unser sachlicher Blick ein. Das mag Ziel dieser plakativen aber sehr vereinfachen und verzerrenden Botschaften sein.

    Also, einmal tief durchatmen und dann zügig weiterlesen.

    Innerhalb der Prostitution gibt es eine große Bandbreite an Betätigungsfeldern, die sich einerseits spürbar voneinander unterscheiden und andererseits wenig mit dem oben beschriebenen Bild der moralischen Panik gemeinsam haben.

    Beispiele

    Escort für Frauen

    Häufig wird unterschlagen, dass sich im Zuge der Gleichberechtigung vieles verändert. So nehmen Frauen ihrerseits immer häufiger den Service eines Escort Gentleman in Anspruch. So ist mein Artikel über Escort für Frauen einer meiner beliebtesten und die Auswahl an Agenturen steigt beständig. Prostitution ist kein geschlechtsspezifisches Thema mehr.

    Sexualbegleitung für Menschen mit Behinderung

    Menschen mit Behinderungen haben ganz natürlich sexuelle Bedürfnisse. Sie wollen berührt werden: an Körper, Geist und Seele. Sie sehnen sich nach Liebe, Partnerschaft, Zärtlichkeit, Intimität und Erotik. Ihr Zugang zu Sexualbegleitern wird heute bereits durch Sperrbezirke begrenzt.

    Tantra-Massagen

    Die Tantra-Massage ist eine ganzheitliche Erfahrung, um die Energiezentren im Körper zu erfahren, harmonisieren und stärken. Tantra sagt, nimm dich an wie du bist.

    Tantra-Massagen in einem dafür vorgesehene Studio gelten jedoch als sexuelle Dienstleistung. 

    Escort Dame

    High-Class-Escorts

    Kultivierte und selbstbewusste Frauen sind als exquisite Begleiterinnen aktiv. Ihre Honorare betragen 1.000 bis 3.000 Euro für bis zu zwölf Stunden gemeinsam verbrachter Zeit. Die Arbeitsbedingungen sind niveauvoll und die Anzahl der Kunden überschaubar.

    Treffen mit Senioren

    Der eigene Partner hat keine sexuellen Ambitionen mehr, ist pflegebedürftig, krank oder verstorben. Viele ältere Menschen leiden unter Berührungsarmut. Sie wollen kuscheln, sich umarmen und einige wünschen sich sexuelle Kontakte.

    Männer

    Die meisten männlichen Kunden treibt eine ähnliche Motivation an, wie die zuvor genannten Gruppen. Hinzu kommen Unsicherheiten im Umgang mit Frauen, wenig Zeit um Kontakte zu knüpfen und die Lust sich in einem offenen und professionellen Umfeld auszuprobieren.

    Die Beispiele sind nicht abschließend. Es wird aber bereits deutlich, dass Sexarbeitende in Deutschland eine wichtige Dienstleistung für ihre Kunden erfüllen, die teils weit über schnöden Sex hinaus geht und sie haben sich vielfach bewusst und gern für ihren Beruf entschieden. Sie sind emphatisch, arbeiten gern mit Menschen zusammen und körperliche Nähe ist für sie natürlich. Sie alle träfe ein Sexkaufverbot Deutschland.

    Gerade als Kunde, dem Respekt, Sicherheit und Konsens extrem wichtige Punkte sind, möchte man nicht mit Straftätern in einen Topf geschmissen werden. Die „Initiative Kundschaft pro Sexarbeit“ gibt Einblick in die Sicht der Kunden.

    Es mögen sich einige Menschen nicht vorstellen können, dass die Tätigkeit als Sexarbeiter/in für sie selbst die Richtige ist. Das ist in Ordnung, denn die Ausübung kann unglaublich intim und körperlich anstrengend sein. Nicht jeden Tag wird man gern zur Arbeit gehen, aber das gilt sicher für alle Berufe.

    Zudem muss man Menschen und Sex mögen. Denn natürlich ist nicht jeder Kunde (oder Kundin) jung, knackig und schön. Nein sie haben Bauchspeck, sind alt oder behindert und manche haben auch spezielle sexuelle Sehnsüchte. Ist das generell zu verurteilen? Nein, in Zeiten von Body Positivity und Antidiskriminierung sollten das keine ausgrenzenden Faktoren sein.

    Prostitution ist keine Zwangsprostitution

    Die Gleichsetzung von Sexarbeit mit ökonomischer und sexueller Ausbeutung, Zwang und Gewalt ist falsch.

    Eine Gegenüberstellung klärt auf.

    ProstitutionZwangsprostitution
    DefinitionFreiwillige und selbst bestimmte SexarbeitUnfreiwillige und abhängige Sexarbeit
    Status✅ = Legal und erlaubt❌ = Nicht legal und verboten
    RechtslageProstitutionsgesetz (2002):
    Anerkennung von Prostitution als rechtmäßige Tätigkeit, Verbot der Diskriminierung im Arbeitsrecht, Einbindung in Sozialversicherung, eingeschränktes Weisungsrecht des potenziellen Arbeitgebers (Prostituierte können jederzeit bestimmte Kunden oder Sexualpraktiken ablehnen oder ganz aus der Prostitution aussteigen), Bordellbetreiber machen sich nicht mehr strafbar, wenn sie günstigere oder sichere Arbeitsbedingungen schaffen wollen.

    Prostituiertenschutzgesetz (2017):
    Anmeldepflicht für Prostituierte, die verbindliche gesundheitliche Beratung für Prostituierte und die Einführung einer Erlaubnispflicht für den Betrieb eines Prostitutionsgewerbes, Kondompflicht, Modellprojekte zum Umstieg aus der Prostitution
    Ausbeutung von Prostituierten, Zuhälterei, Menschenhandel und der sexuelle Missbrauch von Minderjährigen in der Prostitution sind strafbar.

    § 180a StGB: Verbotene Förderung der Prostitution – Strafbarkeit für das Betreiben von sogenannten „Zuhältermodellen“
    § 232 StGB: Zwangsprostitution – Strafbarkeit der „Zwangsprostitution“, also die Ausübung von Zwang auf eine Person zur Aufnahme oder Fortsetzung der Prostitution, unter anderem durch Gewalt, Drohung oder Täuschung.
    § 233 StGB: Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung – etwa unter Ausnutzung ihrer persönlichen oder wirtschaftlichen Zwangslage.
    Vergleich Prostitution zu Zwangsprostitution

    Die aktuelle gesetzliche Lage ist eindeutig!

    Das obige Beispiel zur moralischen Panik ist eine Straftat. Eine solche Handlung ist zurecht heute bereits geächtet. Und es wird weiter daran gearbeitet die freiwillige und selbst bestimmte Prostitution noch sicherer zu gestalten.

    So sieht das Prostituiertenschutzgesetz für die umfassende Bewertung seiner Auswirkungen eine entsprechende Evaluation vor, die Mitte 2025 abgeschlossen sein soll. Das ist ein richtiger Schritt zum Prüfen, ob und wie die angestrebten Ziele durch die Einführung des Gesetzes erreicht werden. Zudem lässt sich ein etwaiger weiterer Regelungsbedarf identifizieren.

    Motivation für komplettes Verbot der Prostitution

    Den Befürwortern des Nordischen Modells geht es um ein komplettes Zurückdrängen der heute legalen Prostitution. Schweden war das erste Land mit dem stilgebenden Modell.

    Die wesentlichen Bestandteile:

    1. Sexarbeitende entkriminalisieren.
    2. Ausstiegsprogramme einrichten und finanzieren.
    3. Präventions- und Aufklärungsarbeit anbieten.
    4. Sexkunden und Betreiber kriminalisieren.

    Nüchtern betrachtet sind (1) Prostituierte in Deutschland bereits legal und (2) Ausstiegsprogramme gibt es in Modellversuchen und ließen sich ebenso wie (3) Präventionsprogramme bereits heute ausbauen. Entscheidend ist somit (4) die Kriminalisierung der Kunden. Freier werden teils Suchtkranken gleichgestellt, auch für sie gibt es Beratungsstellen.

    Der Bundesverband Nordisches Modell – zur Umsetzung des Gleichstellungsmodells in Deutschland e.V. will konsequent die „Rote Karte für Freier“. Die Logik ist weniger Nachfrage, weniger Angebot, und damit automatisch weniger Menschenhandel und Zwangsprostitution. Das impliziert, dass ein großer Anteil der Sexarbeitenden fremdbestimmtes Opfer von Zwangsprostitution sei.

    Gründe für diese strikte Forderung eines Sexkaufverbots mag die Sicht sein, dass Sex oder zumindest käuflicher Sex moralisch verwerflich sind, weil es der Gleichberechtigung entgegenstünde, die Tätigkeit stets negative Auswirkungen auf die Sexarbeitenden hätte, es eine geschlechtsspezifischer Gewalt ausdrücke oder es zu häufig in eine Zwangsprostitution überschlägt.

    Ist das angemessen? Passt die grundlegende Logik?

    Vor der Beantwortung dieser Fragen ein kurzer Exkurs.

    Vergleich: Arbeit vs. Schwarzarbeit

    Zwangsprostitution hat mit Prostitution in etwa so viele Gemeinsamkeiten wie Schwarzarbeit mit Arbeit. Im Kern ist es jeweils das Gleiche, aber unter ganz unterschiedlichen Rahmenbedingungen.

    Schwarzarbeit ist illegal, da man sich u.a. der Steuererhebung und den Beiträgen an den Sozialsystemen entzieht und damit die Gesellschaft schädigt. Das spart als Arbeitgeber eine Menge Geld ein. Schwarzarbeiter akzeptieren dennoch das System. Sie brauchen das Einkommen und verzichten zudem noch auf einen Arbeitsvertrag. Damit steht die Lohnzahlung im Risiko und Arbeitsschutz oder Urlaub sind ungewiss.

    Trotzdem käme wohl niemand auf die Idee, nun generell die Arbeit zu verbieten, aktive und rechtschaffende Arbeitgeber unter Strafe zu stellen und Ausstiegsprogramme anzubieten, um so den Schwarzmarkt auszutrocknen.

    Im Ergebnis müssten sich in einem solchen Szenario ausgerechnet die korrekt agierenden Arbeitgeber für eine Geschäftsaufgabe entscheiden oder sich ebenfalls im Schwarzmarkt betätigen. Die bisher freiwillig tätigen Arbeitnehmer werden in die Illegalität gedrängt und Ausstiegsprogramme verlieren an Attraktivität.

    Irrweg Sexkaufverbot hilft allein der Zwangsprostitution

    Welch ein Armutszeugnis für unseren Staat wäre es, wenn man zur Bekämpfung von Schwarzarbeit die Arbeit generell verbieten müsste!

    Welche ein Armutszeugnis für unseren Staat wäre es, wenn man zur Bekämpfung von Zwangsprostitution die Prostitution generell verbieten müsste!

    Die Kollateralschäden wären in beiden Bereichen enorm groß. Laut Statista gab es in 2022 übrigens über tausend ermittelte Opfer von Arbeitsausbeutung und nur rund halb so viele durch sexuelle Ausbeutung wegen des Vorwurfs der Zwangsprostitution.

    Sexkaufverbot senkt kaum die Nachfrage

    Durch Verbote löst sich eine grundlegend vorhandene Nachfrage nicht auf. Diese Erfahrung machte man analog im Rahmen der amerikanischen Prohibition, als Herstellung, Transport und Verkauf alkoholischer Getränke verboten wurde. Der Konsum ging kaum nach unten.

    Graham Ellison kommt bei einer Analyse zur Wirkung des Nordischen Modells in Irland auf ähnliche Ergebnisse. Die Betrachtung dort hat die größte Aussagekraft, da für Irland umfangreiche Daten aus der Zeit vor und nach Einführung eines Sexkaufverbots vorliegen. Während das Angebot nahezu gleich blieb, sank die Nachfrage in Irland selbst lediglich um rund 10%. In welchem Umfang die Iren gleichzeitig in andere Länder ausgewichen sind, ist dabei noch gar nicht erhoben. Es ist ja nicht so, dass sie keine Ausweichoption beispielsweise in das Vereinigte Königreich gehabt hätten.

    Wenn das Nordische Modell in Frankreich wie von den Befürwortern behauptet funktionieren würde, wären die Bordelle auf deutscher Seite zwischen Basel, Karlsruhe und Saarbrücken voller Franzosen. Sind sie aber nicht. Auch in Schweden oder Frankreich ist die Prostitution weiter vorhanden. Google einfach mal unter „Paris Escort“ oder „Stockholm Escort“. Zudem gibt es viele praktisch gelebte Sozialprojekte zur finanziellen Unterstützung von Studentinnen.

    Sicher ist: 100% der nun stattfindenden Kontakte in Irland sind nun seitens der Kunden kriminell, illegal und werden strafrechtlich verfolgt.

    Ausgerechnet gute Kunden werden kriminalisiert – mit schlechten Folgen für die Prostituierten

    Die Prohibition in Amerika wurde nach 13 Jahren wieder aufgehoben, weil es außerhalb des staatlich geregelten Marktes zu einer extremen Zunahme der Kriminalität kam. Wer die Spielfilme zum Aufstieg der Mafia nicht kennt, der mag einen Artikel der Welt dazu lesen mit dem Fazit „Gut gemeint ist fast immer das Gegenteil von gut„. Allein in Chicago wurden täglich zwei Morde begangen und statt legalen Alkohol zu trinken besuchten die Amerikaner nun Bars mit zusammengepanschten Stoff mit entsprechenden gesundheitlichen Risiken.

    Ähnliche Effekte sind bei einer Kriminalisierung der Sexkunden zu erwarten, wenn die einzigen bezahlten Sexkontakte über illegal agierende Banden organisiert werden. Das bestätigt die Menschenrechtsorganisation Amnesty International, die sich 2022 eingehend mit dem Nordischen Modell in Irland auseinander gesetzt hat. Colm O’Gorman (Direktor von Amnesty International Irland): „Unsere Recherchen zeigen eindeutig, dass die Kriminalisierung des Kaufs sexueller Dienstleistungen Sexarbeiter*innen dazu zwingt, mehr Risiken einzugehen.

    Das ist logisch:

    • Gesetzestreue, respektvolle und harmlose Kunden werden als erstes abgeschreckt.
    • Wenn die regulierte und legale Prostitution schwindet, dann werden neben den guten Kunden vor allem Frauen als Kundinnen oder Sexualbegleitungen schwinden.
    • Öffentliche Prostitution zieht sich in illegale Räume und Onlineplattformen zurück.
    • Verbleibende Kunden gehen ein Risiko vor der Entdeckung durch die Polizei ein und können daher niedrigere Preise durchsetzen oder unterschlagen das Honorar.
    • Vermieter profitieren an der Zwangslage der Sexarbeitenden.
    • Kriminelle Milieus können leichter Druck ausüben. In Frankreich steigt die Anzahl der Minderjährigen an.
    • Die Polizei wird nun als potenzielle Bedrohung der eigenen Existenz angesehen, da sie die Kunden verfolgt.
    • Das Risiko einer sexuell übertragbaren Krankheit inklusive HIV steigt gemäß Deutscher Aidshilfe aufgrund des vermehrten Geschlechtsverkehrs ohne Schutz.
    • Sozialarbeiter kommen in eine Unsicherheit, ob sie legal Hilfe anbieten können.

    Das Deutsche Institut für Menschenrechte bestätigt „die Wahrscheinlichkeit, dass Prostituierte da, wo es Verbote gibt Opfer von sexueller und körperlicher Gewalt werden.“ Weitere Argumente hat die Webseite No Nordic Model zusammengetragen. Um ihr Einkommen zu sichern, sind die Damen eher geneigt auch bei einem schlechten Bauchgefühl einen Kunden anzunehmen.

    Auch die Gewerkschaft der Polizei unterstützt gerade zur Bekämpfung der Zwangsprostitution eine klar abgegrenzte Legale. Allein wünscht man sich gerade im europäischen Kontext mehr Mittel zum konsequenten Vorgehen.

    Leidtragende sind in erster Linie die Sexarbeitenden

    Der Berufsverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD e.V.) spricht für seine Mitglieder, die die eigentlich Betroffenen eines Nordischen Modells wären.

    Folgenschwere Konsequenzen eines Sexkaufverbot Deutschland:

    • Sexarbeitende müssen niedrigere Einnahmen hinnehmen, dafür mehr Dienstleistungen anbieten und höhere Gesundheitsrisiken in Kauf nehmen. Das Gesetz gibt gerade den Kunden mehr Macht, die eine Notlage ausnutzen
    • Die Absprache zur Dienstleistung erfolgt heimlich und abseits der Öffentlichkeit, was Risiken schürt und das Kundenscreening erschwert.
    • Das Lebensumfeld wird stark beeinflusst, da Partner oder Vermieter strafrechtlich verfolgt werden können.
    • Die eigene Wohnung darf zur Ausübung nicht verwendet werden und Anbieter dürfen sich Mietwohnungen nicht teilen, da sie sich gegenseitig begünstigen würden. Sie können sich nicht mehr gegenseitigen Schutz geben.
    • Ausstiegsprogramme werden unter Druck kaum genutzt, da eine alternative Berufstätigkeit nicht sofort ergriffen werden kann.

    Die Lebensgrundlage wird entzogen. Eine freie Berufswahl ist unmöglich. Die Prostituierten werden zumindest indirekt kriminalisiert und in die Illegalität getrieben. Das gesellschaftliche Stigma ist erdrückend.

    Gegen ein Sexkaufverbot Deutschland positionieren sich neben den bereits genannten Institutionen auch die Diakonie Deutschland, die United Nations Human Rights, der Sozialdienst Katholischer Frauen e.V., der Ban Ying e. V. – Koordinations- und Beratungsstelle gegen Menschenhandel, der Deutsche Juristinnenbund u.v.m.

    Diese Institutionen bringen eine objektive Perspektive in die Diskussion ein, da sie näher als Politiker an den Betroffenen eines Nordischen Modells stehen.

    Fazit:

    Letztlich wird ein Sexkaufverbot in Deutschland gemäß dem Nordischen Modell ein symbolischer Akt bleiben. Gut genug für ein gutes Gewissen, wenn man nur oberflächlich hinschaut. An den Bedingungen, die Frauen vulnerabel für Ausbeutung und Gewalt in der Prostitution machen, wird sich nichts ändern. Im Gegenteil wird die Zwangsprostitution koordiniert durch kriminelle Gruppen als monopolistische Anbieter gestärkt.

    Das wäre katastrophal! Denn es gibt selbstverständlich Herausforderungen in der Branche, die man anerkennen muss. Die angedachte Evaluierung der derzeit geltenden Gesetzeslage wird dazu wichtige Hinweise geben. Mit voller Kraft sollten die Arbeitsbedingungen von Sexarbeitenden dann sicherer gestaltet, Armut in Deutschland aber auch den europäischen Herkunftsländer in Osteuropa bekämpft, die gesellschaftliche Stigmatisierung zurück gebaut und Prävention sowie Ausstiegshilfen erweitert werden. Aber bitte mit Angeboten und nicht mit Zwang. Das schafft ein Miteinander!

    Die auf die Einnahmen angewiesenen Anbieter/innen können ihrem Beruf andernfalls nicht mehr selbst bestimmt nachgehen, erfahren keinen regulierten und damit sicheren Rahmen und stehen meist mit ihren Sorgen und Ängsten alleine da.

    Der Staat als Moralapostel baute die positiven Entwicklungen der letzten Jahre in der Sexarbeit zurück. Anstatt eines gestaltenden Ansatzes kämen grobschlächtige Restriktionen, deren Wirkungen kontraproduktiv sind. Einmal angefangen wird die Diskussion schnell hinsichtlich moderner Formen etwa des Casual Datings weiter geführt.

    Unterstütze gern den Kampf gegen die Einführung eines Sexkaufverbots in Deutschland. An den BesD e.V. kannst du hier spenden.

    Cover vom Buch Escort Dates genießen von Irina le Fey und Tom Maas.

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    Danke an meinen Gastautor M.F. für seine stets hilfreichen Hinweise.

    Liebe Grüße

    Tom

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